Ab dem dritten Geburtstag steht für viele der Umstieg vom Laufrad zum Fahrrad an. Das erste Rad ist sowohl ein Meilenstein als auch eine Herausforderung für Kind und Familie. Von der richtigen Entscheidung beim Kauf bis zur passenden Lerntechnik kommen dabei natürlich viele Fragen auf. Hier einige Tipps und Empfehlungen für das erste Rad:

  1. Der richtige Zeitpunkt
  2. Die passende Größe
  3. Die nötige Ausstattung
  4. Die beste Lerntechnik
  5. Die beliebtesten Hersteller

1. Der richtige Zeitpunkt

Am Alter des Kinder lässt es sich nicht pauschal festmachen, wann das Kind bereit ist fürs Radfahren. Oft passiert der Umstieg vom Laufrad aufs Fahrrad mit einem Alter von drei bis vier Jahren. Natürlich aber nicht von heute auf morgen, sondern mit Geduld und Übung. Häufig wird anfangs noch das bekannte Laufrad genutzt und gelegentlich das neue, ungewohnte Fahrrad genutzt. 

Wichtiger als das konkrete Alter des Kindes ist der Entwicklungsstand. Dabei sind Faktoren wie Gleichgewichtssinn, Körpergröße, Kraft und Lenkfähigkeiten wichtig. Während manche Kinder schon mit 2,5 Jahren am Lenkrad sitzen, brauchen andere länger und trauen sich erst mit 5 dran. Das ist auch vollkommen in Ordnung so. Die Kinder müssen das Interesse am Rad und den Willen zum lernen haben. Motorisch sind sie in der Regel ab ca. 3 Jahren bereit zum fahren. Ein geringes Eigengewicht soll jedoch Vorteilhaft sein. Das ideale Gewicht liegt zwischen 5-8 kg.

2. Die passende Größe 

Das erste Rad muss nicht unbedingt das Kleinste sein. Grundsätzlich sollte die Innenbeinlänge des Kindes das Entscheidungskriterium beim Kauf sein. Anfangs sollte das Rad nicht besonders groß gekauft werden, um es länger nutzen zu können. 

Auf dem Markt werden Kinderräder ab 12 Zoll angeboten. Diese können nur bis zu einer Körpergröße von 100 cm gefahren werden und dienen oftmals eher als Spielzeug anstelle eines richtigen Fahrrads. Für Kinder mit drei bis vier Jahren werden diese schnell zu klein. Die Zwischengröße 14 Zoll findet man auf dem Kinderfahrradmarkt häufig nur beschränkt. Es empfiehlt sich daher ein gutes, leichtes Modell mit 16 Zoll. 

3. Die nötige Ausstattung 

Das Kinderrad muss erst ab 20 Zoll mit einer Lichtanlage ausgestattet sein, dabei sind auch batterie- oder akkubetriebene Beleuchtungen am Fahrrad erlaubt. Wichtig ist, dass diese fest angebracht und ständig betriebsbereit ist. Unter 18 Zoll ist die batteriebetriebene Bedeutung die Sinnvoll. Außerdem sind entsprechende Reflektoren an folgenden Stellen verpflichtend: vorne, hinten und an den Speichen.

Grundlegend wichtig sind auch funktionierende Rücktritt- und Handbremsen am Rad. Dabei sind vor allem die Handbremsen relevant, diese sollten zuverlässig und einfach zu bedienen sein. Auf eine kindesgerechte Gestaltung und regelmäßige Überprüfung der Bremsen ist besonders zu achten.

Ein praktischer Signalgeber wie eine Klingel oder eine Glocke sollte ebenso einfach zu bedienen sein. Das Kind sollte dafür nicht den Lenker loslassen müssen, um sich im Verkehr bemerkbar zu machen. Lustige aussehende Hupen lenken das Kind oft nur ab.

Um das Fahrrad vor Diebstahl zu schützen ist ein stabiles Schloss nötig. Dabei ist es wieder wichtig, dass es für das Kind nicht zu kompliziert zum nutzen ist. Daher lässt sich ein Seilschloss mit Zahlen empfehlen, das lang genug ist um Rad sowie Helm anzuschließen.

Auch wenn in Deutschland noch keine Helmpflicht besteht, sollte besonders bei Kindern niemals darauf verzichtet werden. Achtet beim Kauf auf das TÜV/GS-Prüfzeichen. Dabei lässt sich eine Beratung im Fachhandel empfehlen, da der Helm fest sitzen muss und nicht rutschen soll. 

Gerade zum Winter und Morgens ist es oft noch dunkel, wenn die Kinder das Haus verlassen. Deshalb ist die Sichtbarkeit im Straßenverkehr besonders wichtig. Hierfür ist die richtige Sicherheitsausrüstung entscheidend: Helle oder reflektierende Kleidung sowie Accessoires können die Sichtbarkeit der Kinder bei schlechten Lichtverhältnissen verbessern.

Wichtig sind unter anderem:

  • Warnweste - diese muss Norm EN ISO 20471 oder EN 1150 erfüllen
  • Reflektoren - ob an Kleidung (z.B. Jacken, Stiefel), Anhänger oder am Fahrrad
  • Schulranzen – auch dieser muss Norm DIN 58124 entsprechen

4. Die beste Lerntechnik

Da bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, braucht es auch beim Fahrradfahren Geduld und Übung. Statt gleich los zu legen sollten erstmal Gleichgewichtssinn, Koordination und Geschicklichkeit trainiert werden. Das Lenken, Kurvenfahren und Bremsen kann erst einmal mit Laufrädern und Tretrollern geübt werden. Wichtig ist dabei immer der Helm. 

Beliebt waren lange die bekannten Stützräder. Diese werden jedoch nicht empfohlen, denn sie verhindern das Ausbalancieren während der Fahrt. Gerade wenn das Kind schon mit dem Laufrad geübt hat, können die Stützräder einen Rückschritt bedeuten. Sie verhindern das richtige Lenken und Kurvenfahren und können sogar eine Gefahrenquelle werden. An Bordsteinkanten oder Schlaglöchern kann das Fahrrad einfach umkippen. 

Diese Tipps können das lernen erleichtern:

  • Pedale abschrauben: Um mit dem neuen Rad vertraut zu werden und die Bremsen sowie das Lenken zu lernen kann erstmal ohne Pedale geübt werden
  • Hilfestellung: Das Kind braucht das Gefühl von mentaler und körperlicher Sicherheit. Haltet es einfach an den Schultern oder am Rücken fest, um Stabilität und Gleichgewicht zu sichern. 
  • Anschubsen: Wer beim Anfahren Hilfe braucht sollte nicht angeschoben werden, sondern lieber sanft angeschubst. 
  • Hinfallen erlauben: Zum Lernen gehören Stürze dazu. Verurteilt das Kind nicht verbal, damit es keine negativen Gefühle zum Fahrrad entwickelt.
  • Verkehr: Verhalten im Verkehr, bestimmte Gefahrenstellen und der Weg zur Schule sollte gemeinsam geübt werden

Hier ein Beitrag zum sicheren Schulweg und zum ersten Kontakt zum Verkehr!

5. Die beliebtesten Hersteller

Auf dem Markt gibt es natürlich ein riesiges Angebot. Hier stellen wir euch kurz die Beliebtesten Anbieter vor:

Woom:

Der Kinderfahrrad-Hersteller woom aus Österreich feierte 2023 ihr 10-jähriges Bestehen. Bekannt ist woom dafür, besonders leichte Kinderfahrräder zu bauen. Tatsächlich hebt sich die Marke aber von vielen anderen Herstellern damit ab, dass ihre Fahrräder für kindesgerechte Ergonomie entwickelt werden.

Die Preise bei Woom liegen zwischen 400,00€ bis 1.000,00€.

Early Rider:

Die Kinderräder von Early Rider aus Großbritannien sind sowohl in Bezug auf Form, Funktion und Ausstattung etwas ganz Besonderes. Eine technische Besonderheit: Viele Fahrräder von Early Rider haben Riemenantrieb statt einer Kette. Damit sind sie sauber, leise und verschleiß- und wartungsarm.

Die Preise bei Early Rider liegen zwischen 450,00€ bis 950,00€.

Pyro:

Vom ersten, kleinen 16 Zoll Fahrrad bis zum vollwertigen 27,5" Mountainbike bietet die schwäbische Marke Pyro durchdachte, gleichermaßen leichte wie ergonomische Kinder- und Jugendräder an.

Die Preise für Kinderfahrräder liegen bei Pyro zwischen 420,00€ bis 950,00€.

PUKY:

Der Hersteller PUKY ist natürlich fast jedem bekannt. Seit 70 Jahren baut die Traditionsmarke aus Wülfrath Fahrräder und andere Kinderfahrzeuge. Lange war der Name PUKY fast synonym mit dem Wort Kinderfahrrad. Vor allem, wenn es um Sicherheit geht: Eigene Prüfstände, penible Einhaltung aller Normen. Ein bedingungsloser Sicherheitsanspruch ist sozusagen Markenzeichen von PUKY.

Die Preise bie Puky liegen zwischen 300,00€ bis 700,00€.

Academy Bikes

Academy ist eine relativ neue Kinderfahrrad-Marke. Die hinter Academy stehende Firma Coolmobilty ist aber schon lange im Geschäft. Academy ergänzt das Markenportfolio der nun in einem gehobenen - und entsprechend leichtgewichtigen Segment.

Die Preise für Kinderfahrräder mit Riemenantrieb liegen zwischen 400,00€ und 650,00€. Die Modelle mit Kettenantrieb hingegen bei 350,00€ und 500,00€.

Bungi Bungi

2018 kam ein vielversprechender Newcomer auf dem Kinderfahrradmarkt: Bungi Bungi aus Rotterdam bauen wirklich leichte und schöne Allround-Kinderräder in den drei Größen 14, 16 und 20 Zoll. Dabei setzt Bungi Bungi durchgängig auf Riemenantrieb statt Kette.

Bei Bungi Bungi liegen die Preise zwischen 200,00€ und 650,00€.

Das sind nur einige der vielen Herstellern für Kinderfahrräder. Der ADAC hat 2022 den Kinderfahrrad-Test im Vergleich veröffentlicht, das könnte bei der Orientierung helfen.

Mit diesen Tipps und Empfehlungen lässt sich das erste Rad mit etwas besserer Vorbereitung angehen. Lasst euch jedoch beim Kauf unbedingt im Fachhandel beraten. Auch wenn ihr aufgrund der hohen Preise auf Second-Hand Fahrräder zurück greifen wollt oder das alte Fahrrad der Geschwister aus dem Keller holt sollte das Rad von einem Fachkraft kontrolliert werden. Besonders wichtig sind dabei natürlich funktionierende technische Eigenschaften wie Bremsen, Licht, usw.

Viel Spaß beim Fahren!